Ein Leben voller Leidenschaft für die Musik ist ausgeklungen

Sonneberg/Gütersloh/Paderborn (NRW)

Die Konzertbesucher in der Stadtkirche Sonneberg erinnern sich sicher an das Friedenskonzert vom 19.11.2022, für das der Komponist eigens ein „Agnus dei“ (Lamm Gottes… gib uns Frieden) komponiert hatte, da er als Kriegsveteran die letzten Monate im Zweiten Weltkrieg gedient hatte und im Jahr 2022 den Beginn eines neuen fürchterlichen Krieges in Europa miterleben musste.

Nach eigenen Aussagen hatte Hütterott dieser Kriegsbeginn tief erschüttert, sodass er sich entschloss, ein Chorwerk als Friedensbitte zu schreiben und seinen Sohn Martin in Sonneberg gebeten hatte, dieses zeitnah aufzuführen. Frieden ist seither leider noch nicht eingekehrt, und kaum jemand hatte damit gerechnet, dass dieses Werk tatsächlich der „Schwanengesang“ des Komponisten werden würde. Im Laufe der vergangenen 19 Jahre seit 2004 sind so einige seiner Kompositionen in Sonneberg aufgeführt worden: Motetten, Wochensprüche, Orgel- und Klaviermusik bis hin zum anspruchsvollen Weihnachtsoratorium, betitelt als „Oratorium de Adventu Jesu Christi“ .

C. Th. Hütterott wirkte viele Jahre als Komponist, Arrangeur, Musikpädagoge und Sänger in Gütersloh und ist am 4. April im hohen Alter von 97 Jahren in seinem Haus in Wewer/Paderborn verstorben.

Am 9. Februar 1926 in Bremen-Oberneuland als jüngstes Kind einer Kaufmannsfamilie geboren war Hütterott von Anfang an von Musik umgeben: Sein Vater war Cellist im Bremer Instrumentalverein, seine 8 Jahre ältere Schwester sang viel mit dem kleinen Carl Theo. Das gefiel ihm so gut, dass er zunächst in den Bremer Domchor ging. 1936, mit 9 Jahren, sang er selbstbewusst beim Leipziger Thomanerchor vor-und wurde prompt aufgenommen. Eine unbeschwerte Zeit folgte, die Hütterott mit den zahlreichen Konzertreisen nach Frankreich und Italien sehr genossen und deren profunde musikalische Erziehung im angeschlossenen Alumnat ihn zeitlebens geprägt hat. 1944 wurde er zum Wehrdienst einberufen. Hütterott geriet in britische Gefangenschaft, wo er gleich begann, für den Lagerchor zu komponieren. Selbst seine Bewacher hatten Spaß an den von ihm arrangierten Jazz-Songs, wusste der Musiker rückblickend zu erzählen. Die Liebe zum Jazz ist dem nach eigenem Bekunden „größten Fan von Ella Fitzgerald“ zeitlebens geblieben. Auch als er nach dem Krieg zunächst privat Unterricht in Klavier und Kontrapunkt bei Volker Gwinner in Bremen nahm-wo er seine Frau Ingeborg kennen lernte – und dann an die Hamburger Musikhochschule wechselte, um Schulmusik mit den Schwerpunkten Sologesang, Komposition sowie Geographie zu studieren.

1960 kam Hütterott nach Gütersloh, wurde Musikpädagoge und Stimmbildner der Kantorei am evangelisch-stiftischem Gymnasium, was sich nicht nur für die Schule über drei Jahrzehnte als Idealbesetzung herausstellen sollte, sondern auch bei etlichen Schülern, die die musikalische Offenheit und Vielseitigkeit ihres Lehrers liebten. Hütterotts Unterricht und seine mitreißende Begeisterung für die Musik legte die Basis für manch andere musikalische Karriere und auch für seine 3 Söhne, die ebenfalls zu Musikern heranwuchsen.

Auch für Hütterott selbst waren die Gütersloher Jahre äußerst erfolgreich: Er komponierte und arrangierte gut 50 Chorsätze, Bläsersätze und Streichermusik. Er schrieb Liederzyklen für Sologesang. Er sang im Bachchor Gütersloh und im Vokalensemble Wiedenbrück, und beide Chöre sangen mehrere Uraufführungen seiner recht anspruchsvollen Werke. Bei alledem blieb dem musikalischen Tausendsassa noch Zeit und Muße, um Musicals zu schreiben: „Die auf dem Eise grasen“ zum 175. Bestehen der Stadt Gütersloh, sein Lieblingsmusical „Robotics“ als spezielle Produktion für das evang.-stiftische Gymnasium, „Krawall im Urwald“ und „Milena und Andigo“.

Seine musikalischen Werke werden in Sonneberg sicher auch weiterhin präsent bleiben: So plant Martin Hütterott schon für 2025, im Jahr des 100. Jubiläums der Kreutzbach-Sauer-Orgel eine Gesamteinspielung aller Orgelwerke auf der generalsanierten Orgel, die nunmehr erfreulicherweise gesichert ist.