Der Kammerchor Sonneberg singt unter der Leitung von Martin Hütterott am morgigen Samstag, 14.09., 16.00 in der katholischen Kirche St. Stefan Sonneberg und am Samstag, 21.09., 17.00 in der evang. Stadtkirche St. Georg Neustadt mit einem vielfältigen Programm für Chor a capella, welches Meisterwerke aus der katholischen ebenso wie aus der evangelischen Kirchenmusik zu Gehör bringt.

Frankoflämische Vokalpolyphonie aus dem Jahr 1516 eröffnet das Konzert: Die „Missa Pange lingua“ des 1450 in Vermandois oder Condé-sur-l’Escaut geborenen franko-flämischen Komponisten Josquin de Prez ist ein zentraler Programmpunkt des Konzertes. Josquin war Zeitgenosse Martin Luthers, und von diesem ist die Einschätzung überliefert: "Josquin ist der noten meister, die habens müssen machen, wie er wolt; die anderen Sangmeister müssens machen, wie es die noten haben wöllen."

Die Chormusik Johann Sebastian Bachs hält ja mannigfache Schätze parat. Ein ganz besonderes Beispiel ist die fünfstimmige Motette „Jesu, meine Freude“. Sie zählt zu den schönsten Werken aus dem Bereich der Chormusik.

Jesu meine Freude ist zunächst als Choralmotette über den gleichnamigen Choral von Johann Franck aus dem Jahr 1650 konzipiert. Dieser Choral zählt bis heute zu den bekanntesten Kirchenliedern und wird bis heute häufig in Gottesdiensten und Trauerfeiern gesungen. Während die 6 Strophen des Chorals sehr unterschiedlich, teils schlicht vierstimmig, teils in entrückt-verschlungener Polyphonie bei geradezu mystisch-sehnsuchtsvoller Stimmung, oder auch als freie Choralvariation mit erdbebenartigen Basskoloraturen gesetzt sind, erklingen zwischen den Choralstrophen theologisch-musikalische Brücken: Aus dem 8 Kapitel des Römerbriefes werden dem Choraltext von Johann Franck biblische Glaubenssätze beigesellt, die – so mag man annehmen – für den lutherisch geprägten Komponisten Johann Sebastian Bach von existentieller Bedeutung sind. Um einige Beispiele zu nennen:

Es ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.

Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Leser des Neuen Testamentes mögen diese Zeilen lesen wie viele andere bedeutende in der Heiligen Schrift. In der musikalischen Ausdeutung J.S. Bachs jedoch ergreifen diese Sätze in der Motette so unmittelbar, dass jedermann erfahren kann, wie es zu der Zuschreibung Bachs als „5. Evangelisten“ gekommen ist. Man hat regelrecht den Eindruck, als wollte Bach der Nachwelt vermitteln, was es mit dem christlichen Glauben auf sich hat.

Wenn man Ludwig van Beethovens Leitsatz sich vor Augen führt (Wer meine Musik sich verständlich macht, wird frei sein von all dem Elend, mit dem sich die andern schleppen), muss man zur Musik Johann Sebastian Bachs, wie sie in dieser Motette offenbar wird, sagen: Wer davon durchdrungen ist, geht anders durchs Leben und ist von den „Stürmen aller Feinde frei“.

Die katholische Kirche St. Stefan am 14.9., 16.00 und die evangelische Kirche St Georg, Neustadt laden herzlich zum Besuch dieses außergewöhnlichen Chorkonzertes ein. Bereichert wird das Programm am 14.9. durch dem Violinsolisten Caspar Erler aus Dresden mit der Sonate in c von Johann Sebastian Bach und am 21.9., 17.00 durch den Solisten auf der Violadagamba Max Fahnler mit Musik von G.Ph. Telemann.